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»Spectaculum 04«

Jugendtheater in Vöhringen

Party für eine Leiche

von Patrick Hamilton
04.11. bis 20.11.2005

Party für eine Leiche

Ein Mord ohne Motiv, nur aus Überheblichkeit und um sich die moralische Unabhängigkeit zu beweisen, steht am Anfang dieses Psychodramas.

Um die Truhe herum, in der die Leiche liegt, wird eine Party gefeiert, ein zwangloses gesellschaftliches Miteinander, bei der Belanglosigkeiten ausgetauscht werden und naives Geplapper im Vordergrund steht. Die beiden Täter wahren zunächst den Schein, werden aber in Wahrheit nicht mit ihrer Tat fertig – der eine spricht intensiv dem Whisky zu, die andere wird geradezu hysterisch. Den Gästen fällt zunächst nichts auf, schließlich aber tragen alle mehr oder weniger dazu bei, dass der Mord nicht unentdeckt bleibt.

Party für eine Leiche
Party für eine Leiche
Party für eine Leiche
Party für eine Leiche
Party für eine Leiche
Party für eine Leiche
AAZ

Auszug aus dem Bericht in der Neu-Ulmer Zeitung vom 12.11.2005

VÖHRINGEN

Mord ohne Motiv aus Überheblichkeit

Beifall für die Vöhringer Jugendbühne »Spectaculum« für ein Psychodrama

URSULA KATHARINA BALKEN  I  12.11.2005

AAZ
Gruppenbild im Salon: Von links Anna Tschaffon als Chantall, Jona Tschaffon als Raglan und Fabian Weisenberger als Granillo (Fotos: Ursula Katharina Balken).
AAZ
Linkes Bild: Eine eiskalte Mörderin – Chantall, gespielt von Anna Tschaffon. Rechtes Bild: Der Täter, der auf der Leiche in der Truhe hockt – Granillo, Fabian Weisenberger (Fotos: Ursula Katharina Balken).

Die Kaviarhäppchen liegen appetittlich angerichtet auf einer Truhe, in der ein Toter liegt. Ein trefflicher Stoff für eine schwarze Komödie. Doch Patrick Hamiltons Schauspiel »Party für eine Leiche« ist alles andere als das. Es ist eine Psychostudie über Menschen, die glauben, das Recht haben zu töten – aus Überheblichkeit.

Das Stück ist die zweite Produktion von »Spectaculum04«, dessen Leiter Thomas Boxhammer eingangs jede Illusion im Keim erstickt, es könnte ein heiterer Theaterabend werden. Also eine Herausforderung für eine jugendliche Spielerschar, die sich ambitioniert dem schwierigen Stoff widmet und Neues wagt.

Im verkleinerten Saal des Josef-Carijn-Hauses sind zur Premiere nicht alle Plätze besetzt. Das ist schade, da die Inszenierung geschickt einen Spannungsbogen aufbaut, der die Zuschauer in Atem hält. Die Geschichte ist skurril, ja abstrus: Zwei Studenten bringen einen jungen Mann um, nur um sich selbst die eigene Überlegenheit und moralische Unabhängigkeit zu beweisen. Es soll der perfekte Mord werden. Sie erdrosseln ihr Opfer, legen es in eine Truhe, die dann bei einer Party als Tisch für ein kaltes Buffet dient. Drumherum entwickelt sich gesellschaftliches Geschnatter – gepflegtes Salongeschwätz. Niemand scheint etwas zu ahnen – bis auf einen Gast, der schließlich dafür sorgt, dass die Gerechtigkeit ihren Lauf nimmt.

Um dieses Stück aufzuführen, bedarf es für eine Jugendbühne einer Menge Kunstgriffe. So reduziert das Regisseur-Team Thomas Bochammer/Christoph Schlander das Geschehen auf der Bühne im Wesentlichen auf Aktionismus und akzentuierte Dialoge. Das intellektuelle Netzwerk der Täter und der psychologische Hintergrund bleiben weitestgehend außen vor. Und weil es nicht genügend Männer unter den Spielern gibt, wird aus einem Täter die Täterin Chantall (Anna Tschaffon).

Scheinbar kühl geht sie mit dem Mord um. Aber ihre Hyperaktivität, die in schrille Hysterie ausartet, zeigt, dass sie mit ihrer Tat in Wirklichkeit nicht fertig wird. Und schon gar nicht ihr Partner Granillo (Fabian Weisenberger). Ihm läuft der Angstschweiß von der Stirn, mutiert zum introvertierten Gastgeber, der dem Whiskey reichlich zuspricht. Ziemlich bald wittert Rupert (Sebastian Weisenberger) – von seinem äußeren Habitus für die Rolle prädestiniert – welches Geheimnis sich mit der ominösen Truhe verbindet. Eine Meisterin des »Smalltalk« ist Leila (Katja Gresz). Mit ihrem naiven Geplapper kommt sie unbewusst der Wahrheit auf die Spur, ohne das jedoch zu erkennen. An ihrer Seite der junge Galan Raglan (Jona Tschaffon), mit dem sie techtelmechtelt. Auch die weiteren Rollen Mrs. Debenham (Ulli Zeller) mit der Neigung ständig einzunicken, Lady Johnstone (Toni Geller), die nicht ahnt, dass ihr Sohn tot in der Truhe liegt (übrigens im Original auch eine Mänerrolle), und schließlich das etwas einfältige Hausmädchen Marie (Sarah Hertle) sind typgerecht besetzt. Christian Huber als Leiche hat im Dunkel des Salons naturgemäß nur einen Kurzauftritt, weil er gleich am Anfang gemeuchelt wird.

Das Stück spielt in den 20er Jahren, was wirkungsvoll in Kostümen und Ausstattung sichtbar wird. Bei den bekannt beengten Ausmaßen des Podiums im Cardijn-Haus war das Bühnenbild ein Meisterwerk. Ein Mord ohne Motiv, intellektuelles, verbales Geplänkel, Tricks, die Spannung erzeugen – zum Beispiel durch die Beleuchtung (Christian Huber) – und schauspielerisches Engagement garantieren eine spannenden Theaterabend.

AAZ

Auszug aus der Vorankündigung in der Neu-Ulmer Zeitung

VÖHRINGEN

Spectaculum probt die Moral des Mordes nach Hitchcock

Vöhringens neues Jugendtheater »Spectaculum« bereitet seine nächste Premiere vor. Auf dem Programm steht »Party für eine Leiche« von Patrick Hamilton, ein Stoff, der von Alfred Hitchcock unter dem Titel »Cocktail für eine Leiche« verfilmt wurde. »Es ist kein fröhliches Stück«, klärt Theaterleiter Thomas Boxhammer auf.

AAZ
Eifrig geprobt wird derzeit bei der Jugendbühne »Spectaculum«. Premiere für »Party für eine Leiche« von Patrick Hamilton ist am Freitag, 04. November, im Cardijn-Haus (Foto: Ursula Katharina Balken).

URSULA KATHARINA BALKEN

Bei dem Krimi geht es eher um »die Moral des Mordes«, wobei man darüber streiten kann, ob es bei Mord überhaupt noch Moral gibt, wie ein Theaterkritiker einst meinte.

Neun Mitspieler agieren auf der Bühne im Josef-Cardijn-Haus, dessen Ambiente Boxhammer die richtige Atmosphäre für das Kriminalstück bietet. Große Umbauten wird es nicht geben, konzentriert wird sich auf die Dialoge. Das Stück stuft Thomas Boxhammer als Kammerspiel ein. Für die Ausstattung hat Gertrud Müller wieder eifrig an der Nähmaschine gesessen und geschneidert. Die Anzüge für die jungen Herren stammen meist aus den Kleiderschränken der Väter. Das Stück dauert etwa 85 Minuten. Patrick Hamilton ist Autor so bekannter Stücke wie »Gaslicht«, ein Krimi mit psychologischem Hintergrund.

Schauspieler: Anna Tschaffon (Chantal), Fabian Weisenberger (Granillo), Katja Gresz (Leila), Ulli Zeller (Mrs. Debenham), Toni Geller (Lady Johnstone), Sebastian Weisenberger (Rupert), Jona Tschaffon (Raglan), Sarah Hertle (Marie), Christian Huber (Leiche)

Regie: Christoph Schlander, Thomas Boxhammer

Spieltermine: Fr., 04.11. (20:00), Fr., 06.11. (20:00), Fr., 11.11. (20:00), Fr., 18.11. (20:00), So., 20.11. (20:00)

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