Zu später Stunde, bei einer Feuerzangenbowle, treffen sich Freunde. Sie sprechen über die alten Zeiten, die Schule, und schwelgen in Erinnerungen an die Streiche, die sie ihren Lehrern gespielt haben. Nur der junge Dr. Johannes Pfeiffer, ein erfolgreicher Schriftsteller, kann nicht mitreden, denn er war nie in einer »richtigen« Schule, da er von einem Hauslehrer erzogen wurde. Schnell wird beschlossen, dass Pfeiffer dies ja noch nachholen könne, nein, unbedingt müsse.
Und so verlässt er Berlin und seine anerkannte Rolle in der Gesellschaft und geht in die Provinz – als unbekannter Schüler in einer unbekannten Schule. Er wird Pennäler und stellt so ziemlich jeden Unsinn an, den man als Schüler so anstellen kann.
Er lernt die verschrobenen Pauker kennen, von denen immer wieder erzählt wurde, aber auch die nachlässigen und die strengen und – er verliebt sich, ausgerechnet in die Tochter des Direktors. Die will jedoch von einem Pennäler nichts wissen, und dass es sich um den literaturpreisgekrönten Dr. Pfeiffer handelt, kann sie nicht glauben.
Also plant Pfeiffer seinen letzten Streich, der den Schulverweis nach sich ziehen muss – zumal zur rechten Zeit auch noch der Oberschulrat die Oberprima besucht und sich von den Qualitäten des Kollegen Crey überzeugen will ...
Auszug aus dem Bericht in der Illertisser Zeitung online am 04.10.2010
VÖHRINGEN
Aber nor einen wenzigen Schlock
Theater »Spectaculum 04« serviert drei Stunden beste Unterhaltung mit Heinrich Spoerls Komik-Klassiker
URSULA KATHARINA BALKEN I 04.10.2010
Heinrich Spoerls »Feuerzangenbowle« bleibt auch 77 Jahre nach ihrem Erscheinen ein Quell uneingeschränkten Vergnügens. Das beweist die Vöhringer Jugendbühne »Spectaculum 04«, die mit der Aufführung im nahezu ausverkauften Josef-Cardijn-Haus Beifall ohne Ende erntet. Unter Leitung von Thomas Boxhammer und Marion Coniglio bringt die muntere Schar mit einer Spielfreude ohnegleichen die bekannte und beliebte Pennäler-Story zum Sprudeln.
Kaum ist der silbrig schimmernde Vorhang geöffnet, die nostalgische Musik aus den 1930er Jahren verklungen, präsentiert sich auf der Bühne die berühmte Männerrunde. Da erinnern sich die würdigen Herren mit verklärtem Lächeln ihrer Schulzeit, hahaha, das waren noch Zeiten! Da kann der erfolgreiche Autor Dr. Johannes Pfeiffer, der mit den drei »f« - »eins vor dem ei und zwei dahinter« - nur neidvoll den Erzählungen lauschen. Denn er wurde ja von einem Hauslehrer erzogen, sodass ihm solcherlei Streiche fremd sind.
Geschlossene Ensembleleistung
Aber nicht mehr lange. Denn aus dem wohlbestallten Schriftsteller wird alsbald der Primaner Hans. Er entwickelt schnell einen beachtlichen Einfallsreichtum, wenn es darum geht, die Pauker zu ärgern. Die Inszenierung wird zur gelungenen Mixtur aus Posse und augenzwinkerndem Spektakel, das den Zuschauern drei vergnügliche Stunden bereitet. Was Boxhammer und Coniglio bei ihren Inszenierungen stets anstreben, ist die geschlossene Ensembleleistung. Die gelingt wieder perfekt. Dennoch gibt es Rollen, die sozusagen das Sahnehäubchen der Aufführung sind. Basti Weisenberger als Professor Bömmel spricht eine herrliche Mundartmischung aus kölschem Dialekt und Schwäbisch. Die Besucher warten geradezu auf die Sätze »Wat is denn heut dran? De Dampfmaschin. Da stellen mir uns mal janz dumm.« Dass ihm die Pennäler ständig einen Schuh klauen, nimmt er nur noch phlegmatisch mit der Bemerkung zur Kenntnis: »Nä, wat habt ihr nen fiesen Charakter.«
Sarah Daikeler mimt den Schuldirektor Knauer, genannt »Zeus«, mit Rauschebart und grauer Perücke so gut, dass man vergisst, dass sie ein bildhübsches Mädchen ist.
Alle Schauspieler auf die Bühne gebracht
Es ist Wille von Theaterleiter Boxhammer, alle »Schauspieler« von Spectaculum auf die Bühne zu bringen. Und wenn es nicht genügend Männer gibt, dann muss eben eine Frau in eine Männerrolle schlüpfen. Das tut auch ganz entzückend Lisa Nejedli als der immer wieder gehänselte und doch so rührend wirkende Klassenprimus Luck. Johannes Körner als Oberschulrat hat eigentlich einen kurzen aber sprachlich wirkungsvollen Auftritt. Matthias Fünfer als Dr. Pfeiffer lebt sich an der Schule schnell ein, spielt den Pseudo-Primaner mit Witz und Intelligenz. Bisweilen wird er sogar ein bisschen philosophisch im Umgang mit Luck, dem so hilfsbereiten Primus, der für alle die Hausaufgaben erledigt und doch immer wieder von den anderen gepiesackt wird.
Ein besonderer Lorbeer gebührt Fabi Weisenberger als Professor Crey. Wenn er die allseits bekannten Sätze »Send Sie der neue Schöler?« oder »Aber nor einen wenzigen Schlock!« spricht, dann jubelt das Publikum. Ann-Kathrin Didovic als des Direktors Töchterlein Eva verdreht dem Primaner Hans sehr schnell den Kopf. Da ist die elegante Braut Marion (Julia Wiest) chancenlos und entfleucht ins großstädtische Berlin. Tamara Pösl ist eine allseits um das Wohl ihrer Gäste besorgte Pensionswirtin. In den weiteren Rollen: Johannes Füßl, Lena Sparwasser, Marius Welk, Nadine Barth und Luca Coniglio als Schüler.
So wird es am Ende ein Kabinettstückchen
Das Regiegespann Boxhammer/Coniglio emanzipiert sich auf eigene Weise, setzt eigene Ideen um und tut vor allem eines nicht: Beide schielen nicht nach dem Film. So wird aus der Inszenierung ein Kabinettstückchen. Den Akteuren brandet zum Schluss der Beifall minutenlang entgegen. Verdientermaßen!
Auszug aus dem Bericht in der Südwestpresse online am 06.10.2010
VÖHRINGEN
Tosender Beifall
INGRID WEICHSBERGER I 06.10.2010
Zwei recht unterhaltsame Stunden bescherte das Vöhringer Jugendtheater Spectaculum04 den Besuchern der Premiere zur Aufführung des Klassikers »Die Feuerzangenbowle« von Heinrich Spoerl.
»Dies ist unsere bisher am besten besuchte Premiere«, stellte das Teammitglied Sebastian Weisenberger, alias Bankier Etzel und Professor Bömmel, fest, als er am Ende der Vorstellung seinen Blick über den voll besetzen Saal schweifen ließ. Und dieser Besuch hatte sich gelohnt. Im Jahr 1944 wurde der Film »Die Feuerzangenbowle« von Heinz Rühmann produziert. Er spielte die Hauptrolle, den jungen, erfolgreichen Schriftsteller Dr. Johannes Pfeiffer, dem die Erfahrungen als Pennäler fehlten, weshalb er beim Treffen der »Ehemaligen« nicht mitreden konnte. Also drehte er die Zeit zurück, drückte die Schulbank und schlüpfte in die Rolle von Professor Crey, genannt Schnauzer.
Auf der Bühne des Josef-Cardijn-Hauses trat Matthias Fünfer in Rühmanns Fußstapfen und lieferte genau wie seine Kolleginnen und Kollegen eine bravouröse Leistung ab.
Auszug aus der Vorankündigung in der Illertisser Zeitung online vom 21.09.2010
VÖHRINGEN
Der berühmte Pfeiffer mit den drei »f«
Spectaculum spielt mit der »Feuerzangenbowle« einen bekannten Komödien-Klassiker
URSULA KATHARINA BALKEN I 21.09.2010
Eines machen Regisseur Thomas Boxhammer und seine Co-Spielleiterin Marion Coniglio sofort klar, »wir schielen weder nach dem Film noch nach dem Bühnenstück, wir spielen unsere eigene Version.« Prima, da kann der Premierenbesucher der »Feuerzangenbowle« sich freuen, denn Boxhammer und Co. sind immer für eine Überraschung gut. Das Stück von Heinrich Spoerl und Hans Reimann hat am Samstag, 2. Oktober, 20 Uhr, im Josef-Cardijn-Haus Premiere.
Alle Mitglieder des Ensembles freuen sich. Jeder hat die Möglichkeit, mal wieder auf den Brettern zu stehen, die auch einem Laiendarsteller die Welt bedeuten. Thomas Boxhammer hat da so sein eigenes Rezept. Das beschreibt der 47-Jährige so: »Normalerweise hat ein Regisseur ein Stück im Kopf, das er für die Bühne umsetzen will und dann sucht er nach der entsprechenden Besetzung. Wir machen das anders, wir schauen, wie viele Personen das Ensemble im Moment hat und danach entscheiden wir uns für ein passendes Theaterstück.« Denn bei Spectaculum gilt: Jeder, der dabei ist, soll auch die Chance erhalten, auf der Bühne zu spielen.
Boxhammer hat »Die Feuerzangenbowle« in der »Kleinen Komödie« in München gesehen. »Das können wir auch«, war sein Gedanke und setzte das Stück von Heinrich Spoerl und Hans Reimann für Spectaculum um. »Es sind viele Darsteller, also genau das Richtige für unsere Bühne.« Er ist sich darüber im Klaren, dass man sich nicht mit Profis messen kann, und tut es auch nicht. »Profis können ihre Leistung vor dem Auftritt abrufen. Amateurtheater unterliegt immer Schwankungen.« Die Inszenierung gestaltet sich nicht so schwierig, wie mancher meinen könnte, »es ist ja im Grunde nichts anderes als eine Aneinanderreihung von Sketchen.« Aber die muss man auch spielen können. Doch bei der Spielfreude der Spectaculumschar bestehen da keine Bedenken. Boxhammer steht auch auf der Bühne als »Fröbel«, einer jener Herren, die in betulicher Runde bei einer Feuerzangenbowle sich mit seligen Seufzern an ihre ach so schöne Schulzeit erinnern.
Schauspieler: Matthias Fünfer (Dr. Pfeiffer), Sebastian Weisenberger (Bankier Etzel, Bömmel), Johannes Füßl (Justizrat Fleisch, Ackermann), Tamara Pösel (Windscheid), Nadine Barth (Melworm), Marius Welk (Husemann), Ann-Kathrin Didovic (Eva Knauer), Sarah Daikeler (Direktor Knauer, genannt Zeus), Johannes Körner (Dr. med. Hellwig, Oberschulrat), Luca Coniglio (Rosen), Lisa Nejedli (der kleine Luck), Lena Sparwasser (Rudi Knebel), Fabian Weisenberger (Prof. Crey), Julia Wiest (Marion, Schüler), Thomas Boxhammer (Apotheker Fröbel)
Regie: Thomas Boxhammer
Regieassistenz: Marion Coniglio
Spieltermine: Sa., 02.10. (20:00), Sa., 09.10. (20:00), So., 10.10. (18:00), Fr., 15.10. (20:00), Sa., 16.10. (20:00)