Peter Raven, der bekannte und moralisch untadelige Fernsehmoderator mit seiner Lebenshilfe-Sendung für alle Fälle, wird von schweren Ischiasbeschwerden geplagt, sucht Linderung in der Badewanne und erleidet dort einen schweren Hexenschuss.
Das wäre so weit nicht sonderlich erwähnenswert, doch steht diese Badewanne in der Wohnung von Sally Hills, seiner Geliebten, die genauso verheiratet ist wie er selbst. Zudem ist in Peter Ravens Terminkalender nur wenig Luft und gerade jetzt steht ein wichtiger Termin bei seinem Arbeitgeber, der BBC, an.
Um sein Image als »Fernseh-Heiliger« zu wahren, muss vor dem Klavierstimmer, vor Sallys Ehemann, vor dem Notarzt und vor einer Vertreterin der BBC ein Feuerwerk der Lügen und Ausreden abgebrannt werden – the show must go on!
Auszug aus dem Bericht in der Augsburger Allgemeinen Online vom 07.09.2020
VÖHRINGEN
Ein Hexenschuss zum ungünstigsten Moment
Im neuen Stück von Spectaculum endet eine Affäre in der Badewanne. Nach der coronabedingten Zwangspause begeistern die jungen Vöhringer Schauspieler mit Comedy pur.
URSULA KATHARINA BALKEN I 07.09.2020
In dieser Komödie geht es um den beliebten und wohl unerschöpflichen Stoff „Wer treibt’s mit wem?“. Peter Raven, verheirateter TV-Moderator und moralischer Saubermann der BBC, hat ein Gspusi mit Sally, Ehefrau eines Piloten. Pech für den telegenen Wohltätigkeitsprediger – ihn überfällt ein Ischias-Schmerz, was ein Entkommen aus der engen Wanne unmöglich macht, aber dringend angezeigt ist, weil der Pilot nicht wie geplant in die USA fliegt, sondern sich in seinem Heim entspannen will. Es folgt Chaos pur.
Ein Großaufgebot an kuriosen Rollen
Der Hexenschuss geplagte Peter Raven (Henri Blaas) macht mit markigen Schmerzensschreien deutlich, wie sehr er leidet. Dr. McKenzie (David Klement), der sich um Linderung der Leiden bemüht und auch noch einer in Wehen liegenden Mama telefonisch beisteht. Joe (Katharina Bucher), die als Leiterin der PR-Abteilung beim Fernsehen offenbar nur in Abkürzungen zu kommunizieren weiß, was natürlich keiner versteht, Stewardess Annabelle (Elena Lenard), die wegen des Jetlags überall einschläft, wo sie steht, geht oder liegt, und der gut aussehende Pilot (Jannis Sälzle), Ehemann Sallys und Flugkapitän mit nur zwei Streifen am Ärmel, wo ihm doch vier als Flugkapitän zustehen, sorgen für die Gags. Mr. Phips, ein blinder Klavierstimmer, (Marius Welk) erwärmt die Herzen des Publikums mit liebenswürdigem, jedoch chaotischem Charme.
Und da ist noch Sally, Angetraute des Piloten, und ein Wirbelwind zwischen betrogenem Ehemann, Geliebten. Nicht nur mit schauspielerischem Talent weiß Simone Steinhauser in dieser Rolle zu überzeugen, auch mit physischer Ausdauer in ihrem anstrengenden Part. Sie saust über die Bühne, hin und her und her und hin, ständig dabei bemüht, ihren Mann von der Badezimmertür fernzuhalten, weil sie hinter selbiger ihren Freund Peter Raven und Arzt McKenzie weiß. Der Mediziner kann aber den Liebhaber auch nicht aus seiner misslichen Lage befreien. Markige Schmerzensschreie lassen diese Vermutung zu.
Das Bühnenbild sitzt
Thomas Boxhammer lässt der Comedy im Stück freien Lauf. Besonderen Wert legt er wie immer auf ein Bühnenbild, das wieder einmal bis ins kleinste Detail stimmig ist. Selbst an der Haustüre fehlt der Schlitz als Briefkasten nicht und die höchst dekorativen Azulejos (portugiesische Kacheln) sind ein besonderer Schmuck.
Es ist eine Aufführung aus einem Guss, durchdacht bis ins kleinste Detail. Von der engagierten Spielfreude lässt sich das gut sortiert sitzende Publikum nach den Corona-Regeln im Saal des Josef-Cardijn-Hauses mitreißen. Dieses Engagement der Bühne Spectaculum bewundert zu Beginn Bürgermeister Michael Neher, weil die Jugendbühne der Kultur wieder mehr Raum gibt und auch die vorgegebenen Corona-Sicherheitsvorschriften streng einhält. Minutenlanger Beifall und Jubelrufe zum Schluss.
Auszug aus der Vorankündigung in der Augsburger Allgemeinen Online vom 24.08.2020
VÖHRINGEN
Vöhringer Jugendbühne Spectaculum bereitet sich auf Premiere vor
Die Vöhringer Jugendbühne Spectaculum führt das Stück „Hexenschuss“ von John Graham auf. Premiere ist am Samstag, 5. September, im Josef-Cardijn-Haus.
URSULA KATHARINA BALKEN I 24.08.2020
Corona-Zeiten sind nicht lustig. Das kulturelle Leben liegt brach, so mancher Veranstalter legt Vorhaben auf Eis. Nicht so die Vöhringer Jugendbühne Spectaculum. Sie hat sich dazu entschlossen, ihrem jahrelang praktizierten Spielrhythmus treu zu bleiben. So wird auch im frühen Herbst 2020 eine Komödie auf den Spielplan gesetzt. Diesmal steht das Stück „Hexenschuss“ von John Graham auf dem Programm. Und eines dürfte gewiss sein: Es wird ein vergnüglicher Abend. Denn der Autor hat das Talent, mit seinen auf Boulevard-Theater angelegten Stücken trefflich zu unterhalten. Das Besondere aber bei diesen Aufführungen ist eine eigene Zuschauer-Regie, die sich nach den Corona-Vorschriften richtet.
Spielleiter Thomas Boxhammer sagt dazu: „Wir haben sorgfältig abgewogen, ob wir spielen oder nicht. Wir haben die Vorgaben peinlichst genau eingehalten, also spielen wir.“ Es gibt nun keinen Kartenvorverkauf; nur eine telefonische Vorbestellung der Tickets ist möglich. Die Zuschauer – die frei von Symptomen sein müssen – haben im Theater eine Maske zu tragen. Wer auf seinem Platz sitzt, kann sie abnehmen. Außerdem müssen die Besucher 1,5 Meter Sicherheitsabstand zu anderen Personen einhalten. Beim Betreten des Saales sind die Hände zu desinfizieren. Der Zugang zum Cardijn-Haus ist nur über den Westeingang gegenüber der Mittelschule möglich.
Es ist die 16. Inszenierung der Jugendbühne
Die Zuschauer dürfen in Gruppen bis zu zehn Personen ohne Abstand nebeneinandersitzen. Ansonsten gilt ein Abstand von 1,5 Metern zu anderen Menschen im Saal. Auf die Sitzordnung bezogen teilt Boxhammer mit: „Wir bekommen nur rund 70 Personen in den Saal und sind deshalb oft ausverkauft und deshalb spielen wir ein Wochenende mehr.“
Die Zuschauer können die Vöhringer Bühne unterstützen, indem sie sich in möglichst großen Gruppen bis zu zehn Personen zusammenschließen und so auch die Karten bestellen. Je mehr große Gruppen sich finden, desto mehr Personen können an der Vorstellung teilnehmen.
Es ist die 16. Inszenierung der Jugendbühne. „Alle Spieler, die auf der Bühne zu sehen sind, haben mit zehn Jahren beim Kindertheater Spectaculum schon im Rampenlicht gestanden“, sagt Spielleiter Boxhammer. Sein Bestreben ist es, alle jungen Leute bei Inszenierungen auf die Bühne zu bringen. Weil das Ensemble im Moment sieben Schauspieler umfasst, fiel Boxhammer die Stückauswahl leicht.
Die jungen Schauspieler sind auch für das Bühnenbild verantwortlich. Sie sägen, hämmern, bestreichen Tapeten. Die Aufführungen kommen nur deshalb zustande, weil alle mit anpacken. Geprobt wird seit Juni, zwei Mal in der Woche traf sich das Ensemble in der Aula der Grundschule Illerberg. Zum Schluss finden die Proben im Josef-Cardijn-Haus statt.
Zum Inhalt des Stücks nur so viel: Ein TV-Moderator, der in höchsten moralischen Sphären schwebt, nimmt es privat mit der ehelichen Treue nicht so genau. Da muss es ja zu Turbulenzen kommen.
Schauspieler: David Klement (Dr McKenzie, Notarzt), Elena Lenard (Annabelle, Stewardess), Henri Blaas (Peter Raven, TV-Moderator), Jannis Sälzle (Leonard Hills, Flugkapitän und Sallys Ehemann), Katharina Bucher (Jocelyn Standing, Leiterin der PR-Abteilung beim Fernsehen), Marius Welk (Mr. Phips, blinder Klavierstimmer), Simone Steinhauser (Sally Hills, Hausfrau und Sängerin)
Regie: Thomas Boxhammer
Spieltermine: Sa., 05.09. (20:00), Fr., 11.09. (20:00), Sa., 12.09. (20:00), So., 13.09. (18:00), Fr., 18.09. (20:00), Sa., 19.09. (20:00), So., 20.09. (18:00), Fr., 25.09. (20:00), Sa., 26.09. (20:00)