Da ist dieses ultramoderne Vorführhaus, das seit Langem unverkäuflich ist – und deshalb nun verkauft werden soll. Nach Ansicht von Bernhard Lockwood, dem Geschäftsführer der Lockwood-Luxus-Heim-AG, ist das kein Problem, weil man nur ein seit Langem glücklich in diesem Haus wohnendes Paar vorweisen muss. Und wenn man keins hat, dann müssen Verkaufsleiter George Pitt und die verkrachte Schauspielerin Melanie Sinclair eben eins spielen. Leider sind jedoch auch die potenziellen Käufer, Lord und Lady Cooper, nicht ganz echt, denn die Lady ist gar nicht die Lady und Melanies Verlobter ist zwar ihr Verlobter, sollte aber gar nicht da und schon gar nicht ihr Verlobter sein, und die Privatdetektivin weiß auch nicht, was gespielt wird ... Die Tretmühle der Katastrophen lässt den Agierenden keine Verschnaufpause – und dem Publikum auch nicht.
Auszug aus dem Bericht in der Augsburger Allgemeinen Online vom 09.09.2019
VÖHRINGEN
Beim Spectaculum in Vöhringen stellt sich die Frage: Wer turtelt hier mit wem?
Für ihre neue Produktion „Ein toller Dreh“ erntet die Vöhringer Jugendbühne Spectaculum jede Menge Applaus vom Publikum.
URSULA KATHARINA BALKEN I 09.09.2019
Extravaganz wohin man blickt – mitten im eleganten Wohnzimmer ein Baum, der mit einer Jugendstil-Bank zusätzliche Zierde erhält, ein chromblitzender Einstieg ins Badezimmer über eine Treppe, die sonst nur für den heimischen Pool Verwendung finden dürfte. Diverse Türen verdienen besondere Beachtung.
Es gibt eine, die dank moderner Elektronik hin- und herpendelt und bei Bedarf auch stehen bleibt, ein quer geteilter Zimmereingang, der wie eine Jalousie ausschaut, dazu eine Tür, die an die Kofferausgabe in einem Airport erinnert und eine schräg liegende Pforte, ein Zugang in die übrigen Etagen. Ziemlich schräg ist auch der Plot, der dem englischen Autorengespann Antony Marriot und Alistair Foot eingefallen ist, jetzt in besagter Kulisse aufgeführt von der Jugendbühne Spectaculum im Josef-Cardijn-Haus.
Ein leidenschaftlicher Junggeselle gibt vor, verheiratet zu sein
Zum Inhalt: Jenes Haus, an dem sich ein Architekt mit abstrusen Ideen offensichtlich ausgetobt hat, steht zum Verkauf. Der allerdings gestaltet sich schwierig. Aber Eigentümer Bernard Lockwood (David Klement) im strahlend weißen Anzug hat eine blendende Idee, wie man die Veräußerung forcieren kann. Sein Geschäftsführer (Henri Blaas), angehendes Mitglied des britischen Unterhauses und leidenschaftlicher Junggeselle, soll vorgeben, verheiratet zu sein. Familienleben vorzutäuschen und dass man glückselig in dem Haus gewohnt hat, könnte den Verkauf etwas beschleunigen. Es findet sich die ehrgeizige Schauspielerin Melanie Sinclair (Simone Steinhauser), die auf entzückend raffinierte Weise die Ehefrau mimt.
Aber da sind schon einige Hürden mehr zu überwinden. Es ist ja ein No-Go, wenn ein angehender Politiker mit einem bis dato einwandfreiem Lebenswandel mit einer Frau zusammenlebt und beide unverehelicht sind. Wenn das an die Öffentlichkeit gelangt, dann ist sein Mandat futsch. Die Sache wird spannend, wenn sich Kaufinteressenten einfinden, wie Sir Lindsay Cooper (Jannis Sälzle) und die elegante Lady Cooper (Ann-Kathrin Didovic). Pikant – die beiden haben auch keinen Trauschein, suchen aber eine diskrete Bleibe.
Spielfreude überträgt sich auf die Zuschauer
So entwickelt sich eine Geschichte, die mit sprühenden Ideen turbulent von Thomas Boxhammer in Szene gesetzt wird. Die ansteckende Spielfreude überträgt sich auf das Publikum. Da tut sich dann schon die Frage auf, wer turtelt bei den chaotischen Verhältnissen mit wem? Wer hat da noch den Durchblick? So agiert lebhaft Franziska Bucher als leicht überforderte Sekretärin des Hausbesitzers Bernd Lockwood. Katharina Bucher als Yvonne, Lehrmädchen bei Lockwood, wirbelt über die Bühne und wird mit allerlei Ungemach konfrontiert.
Marius Welk spielt David Prosser, der nicht nur Anwalt ist, sondern auch Verlobter von Melanie, die gerade als Ehefrau auf Zeit gebunden ist. Der findet das gar nicht komisch und wird schließlich zum Prügelknaben für alles und jedes und wirft mit lateinischen Sprüchen nur so um sich. Sarah Grötzinger als Lady Space ist Privatdetektivin und verfügt über ungewöhnliche Schlagkraft. Mit im Spiel auch Elias Hauke als Andrew Grey, ein eleganter Parlamentsabgeordneter, der sich zusammen mit Ehefrau Audrey (Elena Lenard) auch für die Immobilie interessiert. Leona Sälzle als Lady Macy Spens vervollständigt das Ensemble.
Komödie hat alles, was Boulevard-Theater braucht
Wenn allen Spielern für ihre Darstellung auch dickes Lob gebührt, so darf die Anerkennung für Henri Blaas und Marius Welk ein bisschen üppiger ausfallen. Denn wie Blaas die jeweiligen Situationen mit verschiedenen Stimmlagen ausfüllt, ist Sonderapplaus wert, der auch Marius Welk als hysterischem Bräutigam gilt, der hart im Nehmen sein muss. Diese Komödie hat alles, was gutes Boulevard-Theater braucht. Witz, spritzige Dialoge, überbordende Lust am Spiel und ein aufwändiges Bühnenbild, das in Eigenregie entstanden ist. Lang anhaltender Beifall für Spiel und Regie.
Auszug aus dem Vorbericht in der Augsburger Allgemeinen Online vom 26.08.2019
VÖHRINGEN
Neues Stück der Bühne Spectaculum: Hausverkauf einmal anders
Die Kinder- und Jugendbühne »Specatulum« spielt in Vöhringen die Komödie »Ein toller Dreh«. Worum es in dem Stück geht – und wo es Karten gibt.
URSULA KATHARINA BALKEN I 26.08.2019
Es wird gesägt, dass die Späne fliegen, es wird gehämmert, dass sich die Balken biegen und man kann kaum glauben, im großen Saal des Josef-Cardijn-Hauses in Vöhringen zu stehen. Der Raum, Konzerten und festlichen Veranstaltungen vorbehalten, hat sich in eine Schreinerwerkstatt verwandelt. Aber das muss nicht wundern, denn die Kinder- und Jugendbühne Spectaculum 04 bereitet ihre nächste Premiere vor. Auf dem Spielplan steht die Boulevard-Komödie »Ein toller Dreh« von dem Autorengespann Antony Marriott und Alistair Foot. Der Vorhang öffnet sich zum ersten Mal am Freitag, 6. September, 20 Uhr.
Rund ein Dutzend Schauspieler sind unter Leitung von Thomas Boxhammer seit Anfang des Jahres mit der Umsetzung der Komödie beschäftigt. Erfreulich für den Spielleiter ist die Besetzung. Denn die besteht aus Darstellern, die bereits als Kinder bei Spectaculum auf der Bühne standen. Sie sind zu einem Team zusammengewachsen. Die Stückauswahl hat sich dieses Mal schwierig gestaltet. Es ist Boxhammers Ziel, alle Jugendlichen auftreten zu lassen. »Bei einem Dutzend Spielern, die dieses Mal zur Verfügung standen, muss man schon länger suchen, um eine geeignete Vorlage für Boulevard-Theater zu finden. Nach dem Lesen zahlreicher Stücke bin ich dann buchstäblich auf den Dreh gekommen.«
Darum geht es in der Komödie, die Spectaculum im September spielt
Alles dreht sich um ein Haus, das aufgrund seiner ultra-modernen Architektur nicht an den Mann oder die Frau zu bringen ist. Der listige Immobilienmakler Herr Lockwood glaubt, man könne das Haus leichter verkaufen, wenn es von einem Paar bewohnt wird, das dort glückliche Jahre verbracht hat. Jetzt gibt es dieses Paar aber nicht, denn das Haus steht seit Jahren leer. Was also tun? Ganz einfach, es muss ein Ehepaar erfunden werden. Dass es bei dieser recht gewagten Konstellation zu pikant-skurrilen Szenen kommt, ist vorauszusehen. Mehr gibt Regisseur Thomas Boxhammer nicht preis, schließlich soll das Stück beim Publikum für Heiterkeit und Überraschung sorgen.
Die Komödie, die von den Autoren für eine große Bühne konzipiert wurde, bedurfte in Vöhrigen von der Ausstattung her drastischer Änderungen. Im Original ist die Geschichte auf zwei Ebenen angesiedelt. Daher wird mit einigen Kunstgriffen die Bühne im Cardijn-Haus in ein Einfamilienhaus zu ebener Erde verwandelt. Dafür wendete Marius Welk viel Zeit und noch mehr Fantasie auf. Um größtmögliche Gerechtigkeit bei der Besetzung walten zu lassen, bekommt der Darsteller, der bei der letzten Produktion in einer großen Rolle glänzen konnte, jetzt eine kleinere. »Denn«, so sagt Boxhammer selbstbewusst, »bei uns kann jeder eine Hauptrolle spielen.«
Die Produktionen kosten Geld. Der Spielleiter beziffert die Kosten für die beiden Aufführungen im Jahr – im Frühjahr werden für die Kinder Märchen gespielt, im Herbst gibt’s Theater für Erwachsene – auf rund 25000 Euro. Deshalb wird so viel wie möglich selbst hergestellt und auch aus dem stattlich angewachsenen Fundus geschöpft.
Schauspieler: David Klement (Bernard Lockwood, Geschäftsführer der Lockwood-Luxus-Heim AG), Franziska Bucher (Monica Johnson, Sekretärin von Bernd Lockwood), Katharina Bucher (Yvonne, Lehrmädchen bei der Lockwood-Luxus-Heim AG), Henri Blaas (George Pitt, Verkaufsleiter der Lockwood-Luxus-Heim AG und Kandidat für das englische Parlament), Simone Steinhauser (Melanie Sinclair, Schauspielerin), Marius Welk (David Prosser, Anwalt und Melanie Sinclairs Verlobter), Jannis Sälzle (Sir Lindsay Cooper, englischer Adeliger und Industrieller), Ann-Kathrin Didovic (Lady Cooper, Sir Lindsays Dame), Sarah Grötzinger (Privatdetektivin), Elias Hauke (Andrew Grey, Abgeordneter des englischen Parlaments), Elena Lenard (Audrey Grey, Andrew Greys Dame), Leona Sälzle (Lady Macy Spens).
Regie: Thomas Boxhammer
Regieassistenz: Leona Sälzle
Spieltermine: Fr., 06.09. (20:00), Fr., 13.09. (20:00), Sa., 14.09. (20:00), So., 15.09. (18:00), Fr., 20.09. (20:00), Sa., 21.09. (20:00)