Zwei Charaktere prallen in diesem Stück aufeinander, wie sie unterschiedlicher kaum sein können:
Felix Unger, hypochondrischer Ordnungsfanatiker und Hausstauballergiker, der gerade von seiner Frau auf die Straße gesetzt wurde, und Oscar Madison, geschiedener, schlampiger, trink- und spielfreudiger Chaot. Beide sehen sich für gewöhnlich in einer wöchentlichen Pokerrunde mit Freunden, jetzt aber braucht Felix eine Unterkunft – und bleibt ausgerechnet bei Oscar. Das kann nicht gutgehen – und funktioniert auf seltsame Weise eben doch. Denn obwohl es zu handfesten Auseinandersetzungen kommt – sei es über Ordnungsliebe, Techtelmechtel mit den Nachbarinnen oder einfach nur Nudeln – und Felix die Wohnung seines Freundes bis zur Unkenntlichkeit aufräumt, finden sich die beiden dann doch immer wieder.
Auszug aus dem Bericht in der Südwestpresse am 05.11.2007
VÖHRINGEN
Amüsante Nudelkunde
Mit seiner neuen Produktion setzt das Vöhrlnger Jugendtheater »Spectaculum 04« auf einen echten Broadway-Klassiker und erntete dafür viele Lacher.
STEFAN LOEFFLER I 06.11.2007
Unterschiedlicher kann ein Paar wohl nicht sein. Da ist zum einen der hypochondrische Felix Unger, der aufgrund einer Schleimbeutelentzündung das Golfspiel aufgeben musste sowie an Stauballergien und grässlichen Rückenschmerzen leidet. Nachdem ihn seine Frau auf die New Yorker Straße gesetzt hat, findet der nervige Ordnungsfanatiker Unterschlupf bei seinem chaotischen, trink- und spielfreudigen Freund Oskar Madison, den er fortan bekocht und betütelt. Das kann nicht gut gehen.
Wer kennt sie nicht, die Geschichte des seltsamen Paares, die Neil Simon im Jahr 1965 auf dem Broadway uraufführte. Kultstatus erlangte das Stück durch die Verfilmung von Gene Saks mit Jack Lemmon und Walter Matthau. Und spätestens seit dieser Verfilmung kennt wohl jeder den feinen Unterschied zwischen den vermeintich von Oskar and die Wand geworfenen Spaghetti und Linguini, die tatsächlich von der Wand tropften, wie ihn Felix belehrte.
ln der Inszenierung des Jugendtheaters »Spcctaculum 04«, die im Josef-Cardijn-Haus in Vöhringen Premiere hatte, heißen die beiden Protagonisten Jona Tschaffon, der den kummergeplagten Felix mimt, und Basti Weisenberger, der den geschiedenen Sportreporter Oskar Madison darstellt. Zwei Volltreffer, denn amüsanter hätte man das ungleiche Paar eigentlich nicht spielen können. Herrlich, wie der Duftspray versprühende Felix und der Zigarren rauchende Oskar immer wieder aneinander rasseln.
Doch nicht nur die beiden Hauptdarsteller bereiteten den Vöhringer Zuschauern mit dem von Thomas Boxhammer und Marion Coniglio in Szene gesetzten Stück einen überaus vergnüglichen Abend. Selina Liener (Cecily Taube), Ulli Zeller (Olga), Christoph Schlandcr (Murray), Katja Gresz (Gwendolyn Taube} sowie Fabian Weisenberger als Vinnie trugen dazu bei, dass die turbulente Komödie, wie das Original, von Anfang bis zum Schluss keine Sekunde Langweile aufkommen ließ.
Auszug aus dem Bericht in der Augsburger Allgemeinen online am 06.11.2007
VÖHRINGEN
Wie Felix eine ganze Pokerrunde umerzieht
Publikum jubelt über Aufführung von Neil Simons »Ein seltsames Paar«.
URSULA KATHARINA BALKEN I 06.11.2007
Hut ab – vor dieser reifen Leistung von »Spectaculum 04«, das sich bescheiden Vöhringer Jugendtheater nennt. Das Publikum bejubelte geradezu enthusiastisch die Premiere von Neil Simons Komödie »Ein seltsames Paar« im proppenvollen Saal des Cardijn-Hauses. Der Beifall galt sicherlich gleichermaßen der geschlossenen Leistung des Ensembles wie auch den hervorragenden Hauptdarstellern Basti Weisenberger und Jona Tschaffon. Regisseur Thomas Boxhammer setzte zusammen mit Marion Coniglio diesen Bühnenzauber in Szene.
Vielen werden Jack Lemmon und Walter Matthau sofort vor Augen stehen, wenn sie an die Geschichte des übereifrigen Hausmannes und des überlässigen Sportreporters in der Fernsehserie unter dem Titel »Männerwirtschaft« denken, die Simons Theaterstück ausgeweitet hatte. Und das ist auch die Gefahr, die einem jungen Theater droht, dass die Messlatte dann hochgelegt wird. Doch die Aufführung von Spectaculum ist eine rundum eigenständige Darbietung geworden, bei der den jungen Akteuren nur hohes Lob zu spenden ist.
Sportreporter Oscar Madison und sein Nachrichtenkollege Felix Unger stehen im Mittelpunkt. Basti Weisenberger gibt den urgemütlichen und bei Störung seiner Schlamperei sehr ungemütlich werdenden Oscar in einer auffallenden sprachlichen, »sprechlichen« und textlichen Disziplin. Da sitzt jeder Gag, da fließt der Wortstrom als käme er spontan und nicht aus der Vorlage. Jona Tschaffon kann mit seinem Felix dabei mithalten, wenngleich er natürlich von sanfterem Temperament und bisweilen zerfließendem Selbstmitleid dem Oscar davonlaufen muss. Der Beifall bei ihrer Verneigung nach der Aufführung ist durchaus gerecht.
Die Pokerrunde ist von der Regie glücklich zusammengefügt worden, kann dem Anprall der beiden Temperamente durchaus standhalten, ist aber auch individuell sehr wohl herausgearbeitet worden. Das fällt in erster Linie bei dem »Bullen« Christoph Schlander auf, der auch vom Alter her in diese Rolle passt. Ulli Zeller als recht männliche Frauenfigur in der Runde, Stefan Schlögel als der kühle Sachmahner am Spieltisch und Fabian Weisenberger als Zwischenrufer Vinnie sind nicht nur Randfiguren, sondern zielstrebig eingesetzt. Sie spiegeln Gefühle, Gedanken wider, die so wohl auch das Publikum angesichts des Geschehens hegen mag. Sie sind der Spiegel der Aktion.
Köstlich aber auch das Frauenpaar Cecily (Sabina Liener) und Gwendolyn (Katja Gresz), die (trotz der erkennbaren Jugend) die Verlegenheit darzustellen wissen, in die sie geraten, weil sie wissen, was von ihnen erwartet wird und das zu geben sie auch bereit sind - bevor sie das Mitleid mit dem klagenden und hausarbeitenden Felix übermannt.
Schauspieler: Sebastian Weisenberger (Oscar Madison), Jona Tschaffon (Felix Unger), Fabian Weisenberger (Vinnie), Christoph Schlander (Murray), Ulli Zeller (Olga), Stefan Schlögel (Speed), Katja Gresz (Gwendolyn Taube), Selina Liener (Cecily Taube)
Regie: Christoph Schlander, Thomas Boxhammer
Spieltermine: Sa., 03.11. (20:00), Sa., 10.11. (20:00), So., 11.11. (18:00), Fr., 16.11. (20:00), Sa., 17.11. (20:00)